Vorsorge-Untersuchungen bei Kindern

 

Die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie empfiehlt zwölf Vorsorge-Untersuchungen für Ihr Kind. Das beginnt mit der ersten Untersuchung direkt nach der Geburt und geht bis zur Pubertät. Die Untersuchungen werden von den Krankenkassen bezahlt und dienen dazu, die körperliche wie geistige Entwicklung Ihres Kindes zu beobachten, um bei eventuellen Störungen frühzeitig eingreifen zu können. Gleichzeitig mit den Vorsorgeuntersuchungen werden auch die Impfungen durchgeführt.

Link zu Blatt „Kinderkrankheiten und ihre Impfungen“ 

Direkt nach der Geburt

Grösse und Gewicht Ihres Babys werden gemessen und der Arzt untersucht, ob Ihr Kind körperlich gesund ist. Hauptbestandteil dieser Untersuchung ist der APGAR-Test, wobei die Buchstaben für Atem, Puls, Grimassieren (Reaktion), Aussehen und Muskeltonus stehen. Ausserdem erhält das Baby 2mg Vitamin K in Tropfenform, das für die Blutgerinnung wichtig ist.

2 bis 10 Tage

Das ist die Basis-Untersuchung für Neugeborene. In der Schweiz erfolgt sie in der Regel bei Spitalaustritt, nur bei Hausgeburten in der kinderärztlichen Praxis. Noch einmal werden Grösse, Gewicht und Kopfumfang notiert, Vitamin K verabreicht und ausserdem wird Ihr Baby noch gründlicher auf Fehlbildungen und Geburtsschäden untersucht. Auch auf akute Krankheiten, beispielsweise die Neugeborenen-Gelbsucht, wird geachtet. Das Blut wird auf Stoffwechselstörungen (Guthrie-Test) getestet. Dafür werden Arzt oder Hebamme ein wenig Blut aus der Ferse entnehmen. Auch ein Hörtest- sowie POX (Pulsoxymetrie)-Screening werden routinemässig durchgeführt. Das POX-Screening stellt fest, wie viel Sauerstoff sich im Blut des Babys befindet und hilft somit angeborene Herzfehler auszuschliessen. Beide Tests sind schmerzfrei und erfolgen durch Sensoren, die für Sekunden ins Ohr bzw. auf die Haut gehalten werden. Ebenfalls noch im Spital wird auf Wunsch ein sogenanntes Hüftscreening durchgeführt, ein Routine-Ultraschall, der nur wenige Minuten dauert. Er dient der Früherkennung von Hüftschäden wie Hüftdysplasien, wobei Mädchen, Kinder aus Beckenendlage und übergewichtige Kinder hierbei ein grösseres Risiko aufweisen. In dieser Untersuchung erhalten Sie auch Vitamin D-Tropfen für Ihr Baby, als Vorbeugung gegen Rachitis.

1 Monat

Das ist in der Regel die erste Untersuchung durch den von Ihnen gewählten Kinderarzt. Wieder werden die Masse Ihres Babys notiert und die regelrechte Gewichtszunahme so kontrolliert. Der Arzt/die Ärztin testet die Reflexe, untersucht die Organe und tastet bei Jungen nach einem eventuellen Hodenhochstand. Ausserdem werden u.a. folgende Fähigkeiten getestet: Kann Ihr Baby auf dem Bauch liegend seinen Kopf einen Moment in der Luft halten, kann es mit den Augen einen Punkt fixieren und auf Ihr Lächeln mit eigenem Lächeln antworten? Das Kind bekommt noch einmal Vitamin K. Die erste Sitzung ist auch ein gegenseitiges Kennenlernen. Man wird Sie nach der Geburt fragen, nach dem Meistern des Alltags, das Stillen respektive die Ernährung wird thematisiert, und auch das Impfen kommt zur Sprache.

Link zu Blatt "Säuglingsernährung"

2 Monate

Bei Ihrem Baby werden Gewicht, Grösse und Kopfumfang festgehalten, erneut werden die Reflexe und Organe untersucht. Jetzt stehen Themen wie Schlafen, Schreien und Trinkverhalten des Säuglings im Vordergrund. Ebenfalls zur Sprache kommt das Befinden der Eltern: Wie viele Ressourcen haben Sie? Gibt es eine Entlastung?

4 Monate

In diesem Alter erfolgt die dritte Vorsorgeuntersuchung beim Arzt. Es geht um das Ess- und Schlafverhalten.

6 Monate

In diesem Alter erfolgt die vierte Vorsorgeuntersuchung beim Arzt. Jetzt wird das Gehör getestet (mit einer Hochtonrassel) „Fremdeln“ besprochen, über Kariesprophylaxe (Zähneputzen) geredet, die Ernährung (Breikost) sowie die Aufnahme der Erwerbstätigkeit der Mutter respektive die ausserfamiliäre Betreuung des Kindes thematisiert. Aber auch Babys Wachstum und die Organ-Untersuchungen stehen auf der Tagesordnung. Nun richtet sich das Augenmerk aber auch darauf, wie viel das Baby von seiner Umwelt wahrnimmt und wie es darauf reagiert. Beispielsweise werden die Augen untersucht: Schielt das Baby, verfolgt es sich bewegende Objekte mit den Augen, greift es nach angebotenen Gegenständen und transferiert es diese von einer Hand in die andere? Der grosse Meilenstein der Entwicklung zu diesem Zeitpunkt ist auch die Fähigkeit, sich vom Rücken auf den Bauch und wieder zurück zu drehen.

12 Monate

Fünfte Vorsorgeuntersuchung, auch „1-Jahresuntersuchung“ genannt. Wieder wird überprüft, ob Ihr Baby regelrecht wächst und gedeiht. Aber diesmal geht es vor allem um die Beweglichkeit und Sprachentwicklung Ihres Lieblings. Kann es schon alleine stehen mit oder ohne Festhalten, bildet es Doppelsilben wie "mamamama" oder "dadada", versteht es ein „Nein“ (auch wenn es dann doch nicht gehorcht), spielt es Kuck-Kuck Spiele?

18 Monate

Bei der sechsten Vorsorgeuntersuchung werden wieder Grösse und Gewicht festgehalten. Aber diesmal stehen die Sinnesorgane, die Sprachentwicklung, das Spiel- und das Sozialverhalten im Mittelpunkt. Ihr Kleinkind sollte nun Dinge zuordnen können. Bieten man ihm einen Löffel und Topf an, sollte es versuchen zu kochen, bekommt es ein Telefon, sollte es versuchen zu telefonieren. Das Laufen sollte relativ sicher erfolgen, darf aber noch etwas tapsig sein. Der Arzt wird überprüfen, wie gut die kleinen Milchzähne gepflegt wurden.

2 Jahre

Bei der siebten Vorsorgeuntersuchung werden Grösse, Gewicht und Kopfumfang Ihres Kindes notiert. Aber auch die Sprachentwicklung und das Spielverhalten stehen wieder im Zentrum. Es geht zudem um die Persönlichkeitsentfaltung, das soziale Verhalten unter Kindern und Erziehungsfragen. Ihr Kind sollte nun nicht mehr unsicher tapsen, sondern gut laufen können. Auch Treppensteigen sollte schon möglich sein. Die meisten Kinder können zu dem Zeitpunkt ein Rutschauto mit Richtungswechsel fahren und beginnen das Repräsentative Spiel zu spielen (Puppen werden an einen Tisch gesetzt und gefüttert). Die Kinder sollten mindestens 50 Wörter sprechen können.

4 Jahre

Bei dieser Untersuchung werden vor allem Hör- und Sehfähigkeiten des Kindes getestet sowie seine Bewegungskoordination und sein Sozialverhalten. Auch das Zeichnen wird angeschaut, ein sogenanntes Männli-Bild wird auf die Anzahl der dargestellten Körperteile beurteilt. Es ist eine wichtige Untersuchung, weil sie auch den Eintritt in den Kindergarten beurteilt. Ebenfalls wichtig in diesem Zusammenhang ist die Untersuchung der Sprachentwicklung und des Wortschatzes. Die Kinder sollten flüssig sprechen können, leichte grammatikalische Fehler, falsche Aussprache einzelner Buchstaben (z.B. l anstatt r) sind noch normal. Die Wirbelsäule, Fuss-und Beinachsen werden ebenfalls beurteilt.

6 Jahre

Die neunte Untersuchung erfolgt meist bereits durch den Schularzt, kann aber auf Ihren Wunsch durch den Kinderarzt erfolgen. Jetzt werden alle wichtigen Untersuchungen noch einmal wiederholt, es wird geprüft, ob sich etwas verändert hat. Der Arzt wird anschliessend mit Ihnen besprechen, ob das Kind reif für die Schule ist, bzw. Ihnen eine Karte mit den noch fehlenden Impfungen abgeben.
Die letzten beiden Vorsorgeuntersuchungen für Ihr Kind sind nun weit entfernt: Um den 10. Geburtstag geht es dann bei ihrem Kind um seine Körperhaltung und Zahnstellung, sowie um Fragen rund um die Pubertät.

12 – 15 Jahre

Zwischen 12 und 15 Jahren werden alle wichtigen Untersuchungen noch einmal wiederholt, es wird geprüft, ob sich etwas verändert hat. Haltungsschäden werden eruiert. Das Schwerpunktthema aber ist die Prävention hinsichtlich Sexualität, AIDS und Drogen.
Weitere Informationen zu den Vorsorgeuntersuchungen finden Sie auch im Flyer zu den Vorsorgeuntersuchungen des Forums Praxis-Pädiatrie.

Link zu Flyer Vorsorgeuntersuchungen